MOMENTUM
FRANZISKA FURRER
In der Ausstellung im Haus für Kunst Uri zeigt Franziska Furrer unter dem Titel «Momentum» Arbeiten, die ihren Impuls aus der Zeit haben, die sie 2021 im Zentralschweizer Atelier in Berlin verbrachte. Da der Aufenthalt in die Zeit von Cornona fiel, entwickelte er sich anders als geplant. Es wurde klar, dass Franziska Furrer sich von gemachten Plänen und Routinen verabschieden und einen Schritt ins Leere wagen musste. So fand sie sich in einem Prozess des Ausprobierens. Auf ihre künstlerische Arbeit hatte dies einen erfrischenden Einfluss. Neues konnte entdeckt werden und Ungewohntes entstehen.
Franziska Furrer hat im Atelier in Berlin farbige Tinte und Tusche in Eis eingefroren, diese auf Papier und Folien wieder freigelassen. Während das Eis schmolz, floss das gefärbte Wasser zu organischen Pfützen. Der Zufall wurde ein Koproduzent des Kunstwerks. Einzelne Papiere hat die Künstlerin im getrockneten Zustand zerschnitten und zu Flächen neu verwoben. Das Weben zeigt sich als eine sich entwickelnde Bewegung. Textilartige Teppiche, Flächen und landkartenartige Gewebe entstanden. Sind sie aktuell oder schon wieder veraltet? Zum Planen taugen sie wohl nicht.
Die Frage der Vergänglichkeit taucht auf. Was bleibt, was vergeht? Was ist wichtig, was unwichtig? Zyklen scheinen auf, schlechte und gute Zeiten wechseln sich ab.
Im Kultur-Newsletter No 3 2021 der Schweizerischen Botschaft in Berlin heisst es: «Franziska Furrer interessiert Zeit als Fluss, als Wandelbares: Etwas vergeht, etwas entsteht. Aber auch Zeit als Etwas, das Lebens-, Arbeits- und Produktionsweisen bestimmt. Das Augenmerk gilt der Repetition, der Übersetzung in Sprache und dem Akt des Machens als künstlerischer Prozess und auch dem Integrieren von Unplanbarem und Überraschendem, das sich im Umgang mit Materialien zeigen kann. Sie versucht mit ihren Arbeiten Zeit sichtbar zu machen, sie zu akkumulieren und zu einem «Stück» werden zu lassen – eine Verräumlichung von Zeit zu erreichen. Das Wandelbare soll zum Ausdruck kommen und zugleich durch repetitive Ver- und Bearbeitung zu einem Zeitspeicher mit einer persönlichen Geschichte werden.»
Franziska Furrer versucht Momente einzufangen, die in Erinnerung bleiben; Tage und Stunden, die wie im Flug vergehen: verdichtete, gedehnte, beschleunigte, unterbrochene, stillstehende und verschwendete, gemeinsam verbrachte, geteilte und gelebte Zeiten. Mit dem Bewusstsein, dass nichts von Dauer ist.
Momentum, Haus für Kunst Uri, 2022